Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater 2025
Autor*innen sind jährlich eingeladen, sich um eine Nah dran!-Förderung für ein Stückentwicklungsprojekt im professionellen Kindertheater zu bewerben. Mit dem Förderprogramm Nah dran! sollen Autor*innen mit Theatern zusammengebracht werden, um neue Kooperationen zu bilden und sich gemeinsam für neue Theatertexte für das Kindertheater zu engagieren.
Geförderte Textprojekte
Chantal-Fleur Sandjon | Polifke gegen Piefkes (ab 6 Jahren)
„Polifke ist eine Schildkröte mit Prinzipien. Genauer gesagt: mit sehr festen Routinen. Er mag keinen Trubel, keine Veränderung, keine anderen. Manchmal mag er noch nicht einmal sich selbst. Sein Leben ist durchgetaktet. 200 Schritte am Tag, Rosenkohl, Ruhe. Doch dann ziehen Adu und Badu bei ihm ein. Zwei junge Schildkröten, die Geschichten erzählen, rappen und toben. Chaos für Polifke, was genau das ist was seine Welt (nicht) dringend braucht. Was auf den ersten Blick wie ein tierisches Kinderstück wirkt, entpuppt sich schnell als clevere Fabel mit Tiefgang. Es geht um das Älterwerden und darum, wie schwer es sein kann, Gewohntes loszulassen. Es geht um das Zusammenleben auf engem Raum, das Nebeneinander unterschiedlicher Bedürfnisse und um die ganz große Frage: Was passiert, wenn wir aufhören, uns gegen Nähe zu wehren?“ – Mirrianne Mahn
Julia Herrgesell | LÖWENZÄHNE (ab 6+ Jahren)
„Löwenzähne ist ein Theatertext über zwei Kinder, Ben und Nila, die ihre Mutter Mummel vermissen. Sie ist zwar noch da, doch alles ist ruhiger geworden, ganz still. Mummel singt, tanzt und lacht nicht mehr. Die einfachsten Aufgaben erledigt sie nicht. Das Fahrrad ist schon so lange kaputt und die Wäsche wird auch kaum noch gewaschen. Für Nila ist die Sache ganz klar – In Mummels Brust wächst eine Blume, ein Löwenzahn, gegen die das Herz ständig ankämpfen muss. Wo soll sonst die ganze Müdigkeit und Schwere herkommen? Erst wenn der Löwenzahn zu einer Pusteblume wird, kann Mummel wieder glücklich sein. […] Der Text versucht nicht, den Begriff Depression kleiner und weniger schwerwiegend erscheinen zu lassen, sondern weist viel mehr auf die Möglichkeiten hin, die sich durch eine Akzeptanz innerhalb einer Familie ergeben können.“ – Anaïs Clerc
Miriam Unterthiner | Oma fliegt zum Mars (ab 8+ Jahren)
„Hätten Frauen zum Mond fliegen dürfen, wäre sicherlich meine Oma der erste Mensch auf dem Mond gewesen“, steht für die Entdeckerin fest, doch damals war es noch nicht so weit mit der Gleichberechtigung, und so wurde Neil Armstrong die Ehre zuteil. „Dafür wird der erste Mensch auf dem Mars ein Mädchen sein, nämlich ich.“ Und dafür absolvieren Oma und Entdeckerin schon lange die tägliche Kosmoastronautinnen-Ausbildung, vom morgendlichen intergalaktischen Frühstück bis zum abendlichen Trainingspunkt „Zähneputzen“. Ein eingespieltes Team sind die beiden. Doch irgendwas stimmt nicht: Die vielen Jahre im Weltall und all die Schwerelosigkeit haben Oma wackelig auf den Beinen gemacht und ein wenig vergesslich ist sie mitunter auch. Als schließlich eine Ärztin nach eingehender Untersuchung mit verschiedenen intergalaktischen Messmaschinen sagt, dass Oma weniger im Kopf wird, dass sie immer weniger Oma im Kopf hat, ist klar: „Houston, wir haben ein Problem.“ – Moritz Staemmler
Till Wiebel | Enzo und der Ort im Wort (ab 8 Jahren)
„Enzo und der Ort im Wort erzählt mit großer Leichtigkeit von etwas, das eigentlich schwer wiegt. Es geht um Sprachlosigkeit, um Verantwortung, um das stille Wissen, dass nicht alle Eltern lesen können und wie Kinder oft übernehmen müssen, wo Erwachsene aus Scham schweigen. Das Stück findet dafür eine Form, die weder belehrend noch mitleidig ist. Stattdessen baut es eine Welt aus Sprache, aus Buchstaben und Zeichen, in der Fantasie und Realität sich gegenseitig durchdringen. Enzo reist durch ein Alphabet-Universum, das lustig, schräg, traurig und auch sehr klug ist. Dort trifft er auf ein Lexikon, ein Ausrufezeichen, Fragezeichen und viele verlorene Wörter. Das alles funktioniert nicht nur als Erzählung, sondern auch rhythmisch. Die Sprache spielt mit Klang, Wiederholung und Tempo. Und da, wo es um das Buchstabieren geht, entsteht ein Beat, der Kinder mitnimmt, ohne sie zu überfordern.“ – Mirrianne Mahn
Jurybegründungen 2025
Ausschreibung für Theater
Diese Stückprojekte brauchen nun Kooperationstheater. Die beteiligten Theater erhalten einen projektbezogenen Zuschuss von jeweils 1.000 Euro, mit dem ermöglicht werden soll, dass die Autor*innen an dem Entwicklungs- und Inszenierungsprozess im Theater beteiligt werden können. Die Einreichung der Interessensbekundungen erfolgt über ein Formular. Danach erhaltet Ihr von uns Zugang zu einem geschützten Bereich, wo ihr die Exposés und die Textproben der vier geförderten Stückprojekte und Hintergründe zu den Autor*innen einsehen könnt.
Einsendeschluss ist der 18. September 2025
Weitere Infos siehe in der Ausschreibung:
Liebe Theater, hiermit laden wir Euch ein, Kontakt aufzunehmen:
Seid Ihr neugierig auf die vier ausgewählten Stückprojekte? Habt Ihr Interesse an einer Uraufführung? Habt Ihr Interesse, eine*n Autor*in kennenzulernen und ins Gespräch über eine mögliche Zusammenarbeit zu gehen?
Die Einreichung der Interessensbekundungen erfolgt über ein Formular. Danach erhaltet Ihr von uns Zugang zu einem geschützten Bereich, wo ihr die Exposés und die Textproben der vier geförderten Stückprojekte und Hintergründe zu den Autor*innen einsehen könnt.
Ende September 2025 (der genaue Termin wird noch bekanntgegeben) lädt das KJTZ die Vertreter*innen der Theater und die geförderten Autor*innen zum digitalen Autor*innen-Speed-Dating ein. Alle wichtigen Infos dazu erhaltet Ihr nach der Einreichung der Interessensbekundung.
Hier geht’s zur Anmeldung:
Jury 2025
Die externe Jury bestehend aus den Mitgliedern Anaïs Clerc (Autorin und Dramatikerin), Mirrianne Mahn (freie Autorin und Theatermacherin, Aktivistin, Politikerin) und Moritz Staemmler (Verleger, Kuratoriumsmitglied beim Deutschen Literaturfonds) entscheidet im Juni über die Vergabe der Förderung.